Von der lieben Kollegin zur souveränen Führungskraft

Wie du aufhörst, Aufgaben zu übernehmen, die nicht deine sind

Ich wollte tanzen gehen. Salsa. Der eine Abend in der Woche, wo ich wirklich abschalten konnte. Musik. Bewegung. Kein Gedanke an To-do-Listen.

Aber stattdessen saß ich um 20:15 Uhr immer noch im Büro – und habe für einen Kollegen eine Auswertung gemacht.
Nicht, weil es meine Aufgabe war. Nicht, weil ich Zeit hatte. Sondern, weil meine Mitarbeiterin – die dafür zuständig gewesen wäre – schon weg war. Und weil ich „es ja schnell erledigen kann“.

Ich war sauer:
Auf ihn. Denn mal ehrlich – wusste er nicht früher, dass er diese Auswertung braucht?

Vor allem aber auf mich: warum habe ich nicht einfach gesagt: „Das kann meine Kollegin morgen früh erledigen“? Warum war ich wieder die, die zurückstecken musste?

Und genau das ist der Knackpunkt: ich muss nicht zurückstecken – ich kann auch NEIN sagen!

Das habe ich bei einer ähnlich Situation auch gemacht: Ich habe NEIN gesagt.
Klar und ruhig.
Und weißt du was? Mein Nein wurde akzeptiert, einfach so – und ich bin tanzen gegangen.

1️⃣ Warum Frauen wie wir dazu neigen, alles selbst zu machen

„Ich mach das schnell noch…“
„Ach, bevor es liegen bleibt…“
„Ich will ja niemanden im Stich lassen.“

Kommt dir das bekannt vor?

Viele Frauen, die führen, tragen neben der fachlichen Verantwortung eine zweite, unsichtbare mit: die emotionale Verantwortung für alle anderen.

🔸 Wir wollen niemanden enttäuschen.
🔸 Wir wollen geschätzt werden.
🔸 Wir wollen, dass alles rund läuft.

Und irgendwie glauben wir: Wenn wir mehr machen, werden wir mehr respektiert.
Nur… das Gegenteil ist oft der Fall.

Denn ganz ehrlich:
Wer immer alle Aufgaben übernimmt, wird schnell zur internen Feuerwehr – aber nicht zur souveränen Führungskraft.

2️⃣ Was das mit deiner Führungsrolle macht – und mit deinem Energielevel

Vielleicht kennst du das Gefühl:
Du bist zwar offiziell Führungskraft – aber oft fühlst du dich eher wie die „Oberkollegin“, die alle Lücken füllt.

Du bist kompetent. Klar.
Aber die eigentliche Führungsarbeit – Ziele setzen, delegieren, das Team entwickeln – fällt hinten runter, weil du ständig mitarbeitest.

🔸 Du erledigst Aufgaben, die gar nicht bei dir liegen.
🔸 Du springst ein, obwohl du eigentlich was anderes geplant hattest.
🔸 Du denkst ständig: „Wenn ich es nicht mache, macht es niemand.“
🔸 Und ganz ehrlich: Du bist müde. Genervt. Vielleicht sogar ein bisschen traurig.

Denn du spürst, dass du dich selbst verlierst, wenn du nie deine eigenen Grenzen schützt.

3️⃣ Was dich davon abhält, klare Grenzen zu setzen

Das Problem ist selten der Kollege mit der späten Anfrage.
Oder die Mitarbeiterin, die pünktlich geht.
Sondern das, was in dir los ist.

Diese Stimmen im Kopf:

🔸 „Dann denken sie, ich bin nicht belastbar.“
🔸 „Dann bin ich unkollegial.“
🔸 „Dann mögen sie mich nicht mehr.“
🔸 „Wenn ich NEIN sage, verliere ich Respekt.“

Und dann kommen noch die alten Glaubenssätze dazu:

💬 „Wenn ich 120 % gebe, werde ich erfolgreich sein.“
💬 „Ich muss stark sein – sonst falle ich zur Last.“

Diese innere Mischung sorgt dafür, dass du über deine eigenen Bedürfnisse drübergehst – und das mit einem Lächeln.
Und während du nach außen souverän wirkst, brodelt es innerlich:
Wut, Frust, Enttäuschung. Und das Gefühl: „Ich komme immer zu kurz.“

4️⃣ Wie du NEIN sagst – ohne dich zu rechtfertigen oder als unkollegial zu wirken

Hier kommt die gute Nachricht:
Grenzen setzen kann man lernen. Und zwar, ohne unfreundlich oder hart zu wirken.

Das Wichtigste: Du brauchst keine langen Erklärungen.
Ein freundliches, klares NEIN ist völlig ausreichend.

Hier ein paar Formulierungen, die du direkt übernehmen kannst:

💡 „Diese Aufgabe gehört nicht in meinen Bereich. Ich schlage vor, dass …“
💡 „Bitte plane solche Auswertungen künftig so ein, dass sie über meine Mitarbeiterin laufen.“
💡 „Ich kann das heute nicht mehr übernehmen – sprich morgen bitte direkt mit XY.“

Was dabei hilft:

🔸 Sprich ruhig und freundlich.
🔸 Bleib klar – kein „vielleicht“, kein „eigentlich“.
🔸 Und: Atme. (Ja, wirklich!)

💬 Du darfst NEIN sagen, auch wenn du es machen könntest.
💬 Du darfst NEIN sagen, ohne dich zu erklären.
💬 Du darfst NEIN sagen – weil du Führungskraft bist.

5️⃣ Was sich verändert, wenn du zu dir selbst stehst

Der Abend, an dem ich NEIN gesagt habe und zum Tanzen gegangen bin, hat sich angefühlt wie ein kleiner innerer Befreiungsschlag.
Nicht, weil ich jemandem was bewiesen hätte.
Sondern, weil ich mir selbst bewiesen habe, dass ich mich wichtig nehme.

Und weißt du was?
➡ Mein Kollege hat mein Nein akzeptiert.
➡ Meine Mitarbeiterin hat am nächsten Morgen die Auswertung gemacht – in 20 Minuten.
➡ Und ich hab getanzt. Gelacht. Gelebt.

Das ist die Kraft klarer Grenzen.

Sie machen dich nicht hart, sondern echt.
Sie machen dich nicht unkollegial, sondern respektiert.
Und sie machen deine Führung nicht kühler, sondern wirksamer.

Fazit

Grenzen setzen ist kein Zeichen von Schwäche.
Es ist ein Ausdruck von Klarheit. Und Klarheit ist die Grundlage für Vertrauen.

Wenn du willst, dass dein Team selbstständiger wird, dass du wieder Zeit für dich hast und Führung sich leicht anfühlt – dann fang bei dir an.

Sag NEIN zu Aufgaben, die nicht deine sind.
Sag JA zu dir selbst.

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Über den Autor

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Ulrike

Leadership-Trainerin, Mentorin, Beraterin